Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Bier brauen auf konventionelle Art mit Maische ist zwar etwas aufwändiger, macht aber ebenfalls viel Spaß.
Hier erfolgt ein Erfahrungsaustausch zwischen Maischebrauern und denen, die es werden wollen.
hufpfleger

Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von hufpfleger »

Hallo,

da Bier (brauen) eine meiner Leidenschaften ist, will ich mal viele Jahre zurück gehen und ein Bier nach historischem Rezept brauen. Leider gibt es kein "richtiges" Rezept, da jeder nach seinem Stil und den vorhandenen Mitteln gebraut hat. Die meisten Infos sind noch in den Klöstern erhalten. Jedes Kloster versorgte sich autark und hatte natürlich auch seine eigene Brauerei, i.d.R. neben den Bäckern. Die benutzten die Brauhefe, damals Zeug genannt, zum Backen. Das wird dann der 2. Versuch, die Hefe nach dem Brauen des Grutbieres zum Brotbacken zu benutzen.
http://www.campus-galli.de/klosterplan/ So sah ein Kloster früher aus. Der Rest der Seite ist aber auch ganz interessant.

Jetzt zum Brauen:

Ich werde je 50% Gertsen- und Hafermalz nehmen. Hafer ist früher oft verwendet worden, läßt das Bier aber nicht so gut klären und verträgt sich geschmacklich nicht so gut mit Hopfen.
Statt des Hopfen nehme ich Blätter vom Gagelstrauch, Blüten von der Schafgarbe und Rosmarin. Eigentlich wollte ich noch Mädesüß dazu nehmen, hab aber noch keines gefunden. Der Samen ist leider nicht aufgegangen, dafür wächst und gedeiht der extra fürs Grutbier gekaufte Gagelstrauch.
Die Hefe ist eine ziemlich neutralvergärende Trockenhefe, die Notthingham.

Damit ich mir überhaupt einmal einen Eindruck des Geschmackes der Kräuter machen kann, habe ich mir von jedem einzelnen Kraut einen Tee aufgeschüttet.
Der "Gageltee", 2 kleine, leicht zerdrückte Blätter, riecht sehr aromatisch, leicht grasig und schmeckt seeeehr bitter, so ein wenig Richtung Lorbeer.
Der "Schafgarbetee", 2 kleine Blütenköpfchen, riecht und schmeckt ähnlich wie der Gagel, aber lange nicht so bitter.
Der "Rosmarintee", halt nach Rosmarin, dieser Geschmack dürfte bekannt sein.
Zusammengeschüttet auf jeden Fall sehr aromatisch und ........bitter. Kann ich mir im Bier gut vorstellen. Ich werde auf jeden Fall einen Teil der Kräuter erst beim Abkühlen zufügen, sonst geht das Aroma beim Kochen verloren. Vielleicht stopfe ich das Bier noch mit den Kräutern. Stopfen, da werden die Kräuter zum Gären dazu gegeben, die geben dann wenig Geschmack aber viele Aromastoffe ab.

So, das wär's fürs Erste, der Braubericht folgt.

Schade, daß mir das Mädesüß fehlt. Im Mädesüß ist Salizylsäure enthalten, der Grundstoff im Aspirin.
Das Mädesüßbier neutralisiert mit jedem :durst: den kommenden Kater :rofl: :rofl: :rofl:
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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von Fliegenbackjeck »

Hallöchen Hufpfleger,
man könnte glatt denken du bist Brauereimeister...wenn dat ma nich all lägga is wat du da so an Biersüppchen kochst...Brau doch mal so 30 Literchen und komm zum BOT zum Michel... :sabbern: :sabbern: :sabbern: oder komm bei mir vorbei,dann brauen wir mal hier zusammen...
Auf jeden Fall weitermachen... :respekt: :respekt: :respekt:
MfG Nobby... :hallo:
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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von millyvanilli »

Bin gespannt, was dabei rauskommt! Das wäre auch was für mich... Wenn ich nicht schon so viel anderes hätte... ;-)
LG, millyvanilli
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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von Novum64 »

Die Welt ist schon verrückt. Bei mir in der Umgebung gibt es Stellen, da könnte man das Mädesüß mit der Sense mähen.

Hast du schon mal in der Apotheke gefragt? Anscheinend brauchst du ja (noch) nicht die riesen Mengen.
Herzliche Grüße aus dem Schwabenland

Martin

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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von hufpfleger »

Fliegenbackjeck hat geschrieben:Hallöchen Hufpfleger,
man könnte glatt denken du bist Brauereimeister...wenn dat ma nich all lägga is wat du da so an Biersüppchen kochst...Brau doch mal so 30 Literchen und komm zum BOT zum Michel... :sabbern: :sabbern: :sabbern: oder komm bei mir vorbei,dann brauen wir mal hier zusammen...
Auf jeden Fall weitermachen... :respekt: :respekt: :respekt:
MfG Nobby... :hallo:
Hallo Nobby,

schön, das es noch mehr Brauer hier gibt. Gehört ja eigentlich schon fast zusammen, das Brotbacken und Bierbrauen, die Mönche habens ja vorgemacht :gut:
Solltest du mal sehen wollen, wie ich "groß" braue, dann gib mal hämmscher-bier in die Suche ein.


:frage: was und wo ist BOT beim Michel :frage:
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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von Novum64 »

hufpfleger hat geschrieben: :frage: was und wo ist BOT beim Michel :frage:
BOT = Backofentreffen

Näheres dazu: Hier
Herzliche Grüße aus dem Schwabenland

Martin

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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von hufpfleger »

So, zurück aus der Stechfliegenhölle :motz:

Mädesüß fängt bei uns gerade erst an zu blühen und ich such nach diesen hohen flauschig aussehenden weißen Inseln :wall:

Wächst 500m von zuhause :patsch: leider direkt daneben eine bekuhte Kuhweide. Auf der einen Seite des Zaunes ich im Mädesüß, auf der anderen Seite 15 Kühe und gucken dämlich. Die Stechfliegen haben wir uns aber brüderlich geteilt :motz: Ich hätte :undwech: können!!!!!!!!!!

Das sind die Kräuter der Begierde:
K640_grut.JPG
K640_grut.JPG (62.06 KiB) 17515 mal betrachtet
5gr Gagel, 10gr Schafgarbe, 5gr Rosmarin und 8gr Mädesüß

Die Mengen habe ich mal nach Gefühl zusammengestellt, ist vielleicht etwas wenig, aber ich könnte zur Not das Bier mit ismerisiertem Hopfen nachbittern. Hab ich zu viel drin, kann ich nichts mehr ändern.

Gleich wird gebraut :gut:
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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von Novum64 »

Na da bin ich mal gespannt.

Aber was ist
hufpfleger hat geschrieben:ismerisiertem Hopfen
????

Und darf das dann noch Bier heißen? Wir haben doch ein Reinheitsgebot?
Herzliche Grüße aus dem Schwabenland

Martin

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Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von hufpfleger »

Novum64 hat geschrieben: Aber was ist
hufpfleger hat geschrieben:ismerisiertem Hopfen
????
Durch das Kochen der Würze werden die Bitterstoffe des Hopfens freigesetzt. Diese Bitterstoffe kann man auch fertig kaufen. Denen fehlt aber das Aroma, aber das kann man auch fertig kaufen.
Normalerweise laß ich die Finger von sowas, aber bevor ich über 10l Bier in den Ausguß kippe und 5-6 Stunden Arbeit umsonst geleistet habe...........
Ist ja nur ein erster Versuch.
Novum64 hat geschrieben:Und darf das dann noch Bier heißen? Wir haben doch ein Reinheitsgebot?

Natürlich darf das dann noch Bier heißen, ist ja nur Hopfen, der halt nicht im Bier, sondern außerhalb "bearbeitet" wurde.
....und Reinheitsgebot? Es sind mittlerweile über 100 Stoffe im Bier erlaubt.
Das Reinheitsgebot von 1516, mit dem auf dem Bier geworben wird, ist nur noch Makulatur. Es gilt z.Z. ein vorläufiges, deutsches Reinheitsgebot von irgendwann 1980/90?, das ständig angepaßt wird. Deshalb auch die vielen erlaubten Stoffe, die natürlich nicht mehr direkt im Bier nachgewiesen werden können. lecker

Ist eigentlich genau wie beim Brot, deshalb brau ich mir mein Bier selbst :zustimm:
hufpfleger

Re: Versuch, historisches Grutbier aus dem Jahr 1400

Beitrag von hufpfleger »

Es ist gebraut!

1,8 kg Gersten/ Hafermalz in knapp10l Wasser bei55°C eingemaischt, die Temperatur für 15min gehalten, auf 62°C hochgeheizt, 15min gehalten, auf eine Kombirast von 67°c hochgeheizt und für 15min gehalten, weiter auf 72°C für 10min, weiter auf 76°C
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K640_würze.JPG (55.33 KiB) 17499 mal betrachtet
Komisches Gefühl, rechts steht ein 150l Sudkessel, hinter mir ein 240l Sudkessel und ich rühre im Kochtopf :?

Läutern, ist viel Arbeit, wenig Zeit, Bild fehlt also.

Dann kommt die klare Würze zum Kochen. Leider war diese Würze durch das Hafermalz ziemlich trübe.
Zwichenzeitlich kam die Grut ins Hopfensäckchen.
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Und wird in der Würze gekocht.
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K640_kochen (2).JPG (53.32 KiB) 17499 mal betrachtet
Auch nach dem "Hopfenkochen", hier wohl eher Grutkochen klärt es sich nicht richtig. Der Geschmack ist nicht sehr bitter, aber ich will mich ja langsam "rantasten". Eine richtige "Hopfenwürze" ist etwas bitterer. Egal! Abkühlen und ins Gärfaß und die Hefe dazu.

....und nach dem Waschen, Reinigen, Putzen
K640_kaffee.JPG
K640_kaffee.JPG (49.21 KiB) 17499 mal betrachtet
Was meint ihr, was ich getrunken habe?

Riiiiiichtiiiig, den Kaffee, das Bier war nur eine Gedächtnisszütze :rofl: :rofl: :rofl: :rofl: :rofl:
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